Max-Weber-Schule Gießen

mehr als 125 Jahre Max-Weber-Schule

Tradition seit 1893 – Ein Blick in die Geschichte der
Max-Weber-Schule Gießen

08. Oktober 1893

An diesem Tag fand das 20-jährige Stiftungsfest des Kaufmännischen Vereins (Zusammenschluss von Angehörigen des Kaufmannsstandes, v. a. tätig in kfm. Erwachsenenbildung) statt. Der Vereinsvorsitzende K. Orbig hatte die Rede auf die Gründung einer Kaufmännischen Fachschule gebracht und Unterstützung bei der Stadt Gießen gefunden.

14. November 1893

Die Generalversammlung des Kaufmännischen Vereins beschloss einstimmig die Gründung einer „Kaufmännischen Fachschule“.

27. November 1893

In drei Zimmern des Café Ebel begann Unterricht der Kaufmännischen Fachschule in Gießen (erst nach dem WK I setzte sich Bezeichnung „Kfm. Berufsschule“ durch).

Erste Schüler waren 39 fortbildungschulpflichtige Kaufleute und 46 Lehrlinge als freiwillige Schüler. Der erste Unterricht war zunächst ein Winterkurs in Buchführung, Korrespondenz, Rechnen, Wechsellehre, Französisch und Englisch. Er wurde abends zwischen 20:00 – 22:00 Uhr gehalten.

Nach wenigen Wochen wurde der obere Stock der Wirtschaft „Zum Postkeller“ dazu gemietet und ab 06. Januar 1894 dort unterrichtet.

Zunächst gab es nur einen Sommerkurs: Schön- und Rechtschreiben, Stenographie. Dieser Kurs stand nur männlichen Schülern offen.


Erster Schulleiter der damaligen „Kaufmännischen Fachschule“ war von 1894 – 1923 Heinrich Knauß.

Jahr 1900

Zur Jahrhundertwende wurde ein Kurs ausgeschrieben, zu dem sich 23 Mädchen meldeten.

SJ 1910/11

185 Lernende besuchten die Schule.

SJ 1913/14

Die Schülerzahl erhöhte sich auf 218.

Historischer Stundenplan
01. Oktober 1922

Die Schule ging aus den Händen des kfm. Vereins und der Aufsicht der Handelskammer in die Verwaltung der Stadt Gießen über. Die Aufsicht wurde dem Landesamt für das Bildungswesen übertragen. Die Kaufmännische Fachschule Gießen wurde Kaufmännische Abteilung der neuen Fortbildungsschule, hauptamtliche Lehrer ersetzten nach und nach die bisherigen nebenamtlichen Lehrkräfte.

11. Oktober 1924

Die Kfm. Fortbildungsschule siedelte aus dem Kfm. Vereinshaus in den Nordflügel der „Alten Klinik“, Liebigstr. 16 über.

 

Alte Klinik Liebigstraße Gießen
1925

Mittlerweile war die Klassenzahl auf 18 angewachsen, 474 Schülerinnen und Schüler besuchten die Schule. Es gab einen ersten internen Verweis auf Verwendung der Bezeichnung „Berufsschule“ (als Schulname im Jahresbericht 1929/30 verwendet, erst 1937 reichseinheitlich eingeführt). Es kam zur Bezeichnungsänderung in „Öffentliche Handelslehranstalt“.

SJ 1932/33

Es erfolgte die Einführung des „Kontorunterrichts“ (Geschäfte einer Scheinfirma, Gedanke der ganzheitlichen Kaufmannsbildung, Verbindung von theoretischer und praktischer Ausbildung). Dies wurde allerdings ein Misserfolg (1971 neuerlich versucht, erst 1993 wieder aufgenommen).

31.03.1934

Der zehnjährige Verwaltungs- und Personalverbund von Kaufmännischer Berufsschule und Handelslehranstalt endete.

Juni 1939

Die Kaufmännische Berufsschule wurde vorübergehend im Gebäude der Alten Pestalozzischule untergebracht, aber schon nach drei Monaten nach Kriegsbeginn wieder in die Alte Klinik zurück verlegt.

Osterferien 1941

Es erfolgte der Umzug in die Alte Pestalozzischule (Stadtknabenschule), Nordanlage 18.

WK II

Der Berufsschulunterricht wurde von 10 auf 5 – 6 Wochenstunden vermindert, die Winterkälte erzwang weiteren Unterrichtsausfall. Für die rund 600 Schüler in 25 Klassen und 3 Sonderabteilungen standen 1940/41 nur fünf voll- und zwei teilzeitbeschäftigte Lehrkräfte z. V. Später gab es Fliegeralarme und Nachtwachen, die den Unterricht zusätzlich beeinträchtigten.

1944/45

Es wurden 905 Schülerinnen und Schüler in 34 Klassen registriert.

Nacht vom 06. auf 07. Dezember 1944

In dieser Nacht kam es zu einem verheerenden Bombenangriff auf Gießen.
Auch das Gebäude der Kaufmännischen Berufsschule in der Nordanlage 18 wurde von Bomben getroffen und brannte aus. Danach war bis zum Einzug der US-Armee am 28. März 1945 nur noch unregelmäßig Unterricht in einem Hinterhaus der Goethestr. 7 sowie einer Außenstelle in Grünberg möglich.

15.10.1945

Die Kaufmännische Berufsschule konnte den Unterricht wieder aufnehmen.

15.11.1947

Es wurden 679 Schülerinnen und Schüler in 29 Klassen registriert.

Ostern 1951

Die Zahl der Lernenden wuchs stetig: 1.056 Schülerinnen und Schüler wurden unterrichtet.

 

Anfang 50er Jahre

In einem Schreiben des damaligen Schulleiters Nikolaus Rück vom 22. Mai 1951 an den OB der Stadt Gießen wurde darauf hingewiesen, dass keinerlei Erfüllung der Ansprüche hinsichtlich Sicherheit, Hygiene und Bewegungsfreiheit bestand.
Die Schule war immer noch in einem Hinterhaus der Handels- und Gewerbebank (Goethestr. 7 H) untergebracht. Die wenigen Räume waren niedrig, klein und dunkel und nahmen Klassen bis zu 49 Lernenden auf. Der Schularzt Dr. Hoppe berichtete von „unhaltbaren Zuständen“ und führte weiter aus: „Tatsächlich sind an keiner Schule in Gießen die Unterbringungsmöglichkeiten für Schülerinnen und Schüler so schlecht wie an der kaufmännischen Berufsschule.“

01. Oktober 1951

Der Schule wurden 7 zusätzliche Unterrichtsräume sowie ein Lehrer- und Lernmittelzimmer in der Bergkaserne, Grünberger Str. 116 zugewiesen. Die  ausgesprochene Kündigung durch die Liegenschaftsstelle des Finanzamtes konnte bis Ende Februar 1955 hinausgezögert werden.

SJ 1952/53

Es wurden 1.200 Schülerinnen und Schüler registriert. Ende 1952 konstituierte sich der erste Schulelternbeirat. Der rechte Flügel und der Mittelteil des alten Realgymnasiums (Ludwigstr. 11) wurden hauptsächlich für Zwecke der Kaufmännischen Berufsschule wieder aufgebaut und im Laufe des Jahres 1953/54 bezogen (bis zur Fertigstellung des neuen Hauptgebäudes 1957 war wegen Raumnot die Unterbringung in weiteren Außenstellen notwendig).

Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs

Der wirtschaftliche Aufschwung bewirkte einen starken Anstieg der Schülerzahlen:

  •  1953: 1.372 Berufsschülerinnen und –schüler
  •  1957: 2.207 Berufsschülerinnen und –schüler
  •  1963: 3.179 Berufsschülerinnen und –schüler

 

Die zentrale Lage der Schule in Gießen war von Vorteil, da Ausbildungsberufe mit geringen Ausbildungszahlen in der Fläche in Gießen zentralisiert wurden.


1955 gab es eine erste Fachklasse für zahnärztliche Helferinnen, im SJ 56/57 eine erste Fachklasse für Sprechstundenhelferinnen (Arzthelferinnen), ebenso Apothekenhelferinnen (Unterricht im nichtkfm. Bereich wurde von Ärzten, Zahnärzten und Apothekern übernommen).

Seit 01.09.1956 gab es eine Fachabteilung für Dekorationslehrlinge (4 Fachklassen für Bereiche Textil, Eisen- und Haushaltswaren, Lebens- und Genussmittel sowie Leder und Papier), die (heutigen) Verkäuferinnen im Nahrungsmittelhandwerk (damals Gewerbegehilfinnen bei Bäckern und Metzgern) besuchten im ersten Lehrjahr die kfm. Berufsschule und wurden danach an die Gewerbliche Berufsschule überwiesen.

16. – 18. April 1957

Es erfolgte der Bezug des neuen Gebäudes am Platz des alten Pestalozzischulhauses, welches mit Kosten von 700.000 DM errichtet wurde.


Zur Einweihungsfeier 30. November 1957 war das neue Haus schon deutlich zu klein, um alle Schülerinnen und Schüler ordnungsgemäß zu beschulen. So musste z. B. der Aufenthaltsraum sofort als Klassensaal genutzt werden.

1961

Die Berufsaufbauschule in Teilzeitform wurde implementiert. Hier gab es Zusatzunterricht abends und samstags über 7 Halbjahre während und nach Ausbildung mit der Möglichkeit, die Fachschulreife zu erwerben (lief 1979 wegen geringen Interesses aus).

1964

In den Annalen der Schule wurden 30 hauptamtliche Lehrkräfte, 2 Studienreferendare, 41 nebenamtliche bzw. nebenberufliche Lehrkräfte registriert.

1965/66

Das Schulgebäude wurde um ein Stockwerk erhöht, wodurch man 7 zusätzliche Unterrichtsräume erhielt. In späteren Jahren erfolgte ein weiterer Anbau.

1969

An der Kfm. Berufsschule wurde die Fachoberschule Wirtschaft & Verwaltung eingeführt. Das Gebäude C wurde von Alter Aliceschule geräumt (von der ebenfalls dort untergebrachten Albert-Schweitzer-Schule aber erst einige Jahre später), das Gebäude wurde den Beruflichen Schulen zugesprochen.

Der Raumbedarf der kaufmännischen Schulen war aber zwischenzeitlich stark gestiegen (Pflichtstundenzahl 12 Wochenstunden im Berufsschulbereich, Einrichtung neuer Vollzeitschulformen), so dass Keller-, Garderoben- und Sammlungsräume als Klassensäle genutzt werden mussten.

1972

Es wurde die Vereinbarung getroffen, dass die Großhandelskaufleute an die benachbarte Friedrich-Feld-Schule (heute WSO) verlegt werden sollten (erfolgte schrittweise bis Januar 1976). Im September 1972 nahm die Fachschule für Wirtschaft (heute Betriebswirtschaft) ihren Betrieb auf (beantragt am 18. Januar 1972).
Mit der Angliederung von Berufsaufbauschule, Fachoberschule und Fachschule war ein kaufmännisches Bildungszentrum entstanden, dessen Name „Kaufmännische Berufsschule“ dem Bildungsangebot nicht mehr entsprach. Auf Antrag der Schule erhielt man mit Urkunde des Regierungspräsidenten in Darmstadt vom 28. August 1972 den Namen „Max-Weber-Schule“.

28. August 1972: „Max-Weber-Schule“ bekommt heutigen Namen

Max Weber (1864 – 1920), deutscher Soziologe und Nationalökonom
1977

Die Floristen wechselten an die Kreisberufsschule.

1978

Im Sommer 1978 wurde ein sechs Unterrichtsräume umfassender Pavillon als Außenstelle der MWS neben neuer Aliceschule im Gleiberger Weg errichtet.

1982

Sämtliche Fachklassen für Arzthelferinnen, Zahnarzthelferinnen, Apothekenhelferinnen, Drogisten, Fotografen und Fotolaboranten wurden an die Kreisberufsschule (Vereinbarung vom Jahre 1972, bedingt durch ständige Raumnot an MWS und Verbesserung des Belastungsausgleichs zwischen Stadt und Landkreis Gießen) verlegt.

1984

Auch die Schauwerbegestalter wechselten an die Kreisberufsschule. Die Klassen der Bahn liefen ebenfalls aus.

1987

Im Sommer 1987 wurde eine zusätzliche Außenstelle mit 11 Unterrichtsräumen, zwei Fachräumen und einigen Verwaltungsräumen an der Helmut-von-Bracken-Schule bezogen.

1992

Die Kreisberufsschule verlor zahlreiche Schüler/-innen an die Käthe-Kollwitz-Schule Wetzlar, somit entstand dort Raumüberhang und die Einzelhändler wurden nach neuer Schulbezirkssatzung von der MWS an die Kreisberufsschule abgegeben. Im Jahr 1992 wurde außerdem ein Lernbüro an der MWS eingerichtet.

Gegenwart

An der Max-Weber-Schule werden heute drei Schulformen beschult: die Berufsschule Teilzeit, die Fachoberschule für Wirtschaft und Wirtschaftsinformatik sowie die Fachschule für Betriebswirtschaft. Von den rund 1.700 Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden sind der weitaus größte Teil (ca. 1.300) Auszubildende, welche die Teilzeitberufsschule besuchen.

Die MWS - Video (Deutsch)

Die MWS - Video (Englisch)

Die MWS Schulbroschüre

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