Max-Weber-Schule Gießen
Was waren damals deine Ziele für die Weiterbildung?
Eigentlich hauptsächlich die Weiterqualifizierung, die als „Karrierebooster“ dienen sollte. Ich hatte sogar damals bereits im Hinterkopf, dass ich mich für ein weiterführendes Studium im Anschluss an die Weiterbildung interessiere. Ich wollte dieser Weiterbildung auch dazu nutzen, aus mehr Möglichkeiten für die weitere berufliche Karriere schöpfen zu können, wollte mehr Türen aufmachen können, die mich ansprechen, um mal bildlich zu sprechen.
Ich arbeite seit vier Jahren in einem Großhandel für Baustoffe und Holz im Bereich IT-Management. Wenn sich also bspw. im Verkauf Probleme im Prozessablauf zeigen, dann betrachte ich mir diesen Prozess genauer und analysiere ihn. Ich gebe dies dann an einen Entwickler weiter, der uns eine Software zur Problemlösung programmiert. Im Anschluss mache ich die Inhouse-Schulungen für diese Software. Ich gestalte und harmonisiere also die Prozesse im Unternehmen. Software war schon immer meine Stärke und die kann ich jetzt hier gut mit meinem Betriebswirts-Studium kombinieren.
Was hat dir die Weiterbildung – unabhängig von den ursprünglichen Zielen – gebracht?
Den Job, den ich jetzt habe, den hätte ich ohne ein Studium nicht bekommen. Das war Voraussetzung. Ich wies mit meinem Studium an der MWS sogar eher eine geringere Qualifikation auf als meine Mitbewerber. Die hatten teilweise einen akademischen Abschluss vorzuweisen, also an der Uni studiert. Im Bewerbungsgespräch habe ich dann aber mit meiner Erfahrung und Persönlichkeit gepunktet und die anderen ausgestochen. Durch meine Ausbildung hatte ich schon praktische Erfahrung gesammelt, genauso wie durch meine Selbstständigkeit vor und während des Besuchs der Fachschule. Ich hatte damals mit meinem Bruder einen Betrieb zur Legionellenprüfung. Dabei geht es um die Prüfung von Wasser auf darin vorhandene Keime, Bakterien. Aber auch während der Fachschule konnte ich praktische Erfahrung sammeln, bspw. durch die Projektarbeit, bei der ja ein echtes, betriebliches Problem gelöst werden muss. Aber auch andere Aspekte der Weiterbildung haben sich als nützlich erwiesen. Der EDV-Unterricht beispielsweise, in dem ich SQL gelernt habe. Das war damals für mich nicht klar, dass das mal für mich wichtig sein könnte. Ich war sogar sicher, dass ich SQL im Leben nicht mehr brauchen würde – und jetzt schule ich sogar andere! Ich schätze sehr, dass ich durch die Weiterbildung so generalistisch aufgestellt bin. Dadurch kann ich vieles anwenden.
Kannst du die Weiterbildung empfehlen?
Ich würde das grundsätzlich jedem empfehlen. Was ich im Laufe der letzten Jahre festgestellt habe ist, dass viele Akademiker nach dem Studium von Tuten und Blasen keine Ahnung haben. Ihnen fehlt die Praxisnähe, wenn sie direkt nach dem Abitur an die Uni sind. Für das operative Geschäft empfiehlt sich daher jemand, der für die Sache brennt, der sich auskennt und weiß, was er möchte und wovon er spricht. Jemand, der dies durch eine Weiterbildung untermauert hat. Wenn es daher um praktische Anwendung/Umsetzung von irgendwas im Unternehmen geht, ist dies ein Vorteil. Wenn das Unternehmen natürlich jemanden sucht, der sich eher mit theoretischen Grundlagen und Forschungsergebnissen hinter der Praxis auskennt, dann ist der Akademiker die bessere Wahl.
Für wie wichtig schätzt du die Schwerpunktwahl ein?
In meinen Augen eigentlich nur dahingehend, dass man sich einen sucht, der einem auch liegt. Ich hatte damals Marketing gewählt, weil mir Rechnungswesen schwergefallen war und ich meinen guten Abschluss nicht gefährden wollte. Marketing sagte mir vom Lernstoff mehr zu, fiel mir viel leichter. Man sollte auswählen, was einem liegt und nicht nur nach Karriere- oder Jobaussichten.
Wie fordernd waren diese zwei Jahre Vollzeitunterricht für dich, auch im Hinblick auf Familie, Freunde, Hobbies?
Die Zeit war fordernd, vor allem im Vergleich zu dem Studium an der FOM, das ich gerade mache. Die vielen Prüfungen, die vielen Fächer, in denen immer innerhalbe eines kurzen Zeitraums zahlreiche Klausuren zu schreiben waren. Wenn man gute Noten wollte, dann baute sich da schon ein gewisser Druck auf. Nebenbei Anwesenheitspflicht, mündliche Mitarbeit, für den Fall, dass man ein schriftliches Missgeschick ausgleichen musste…und nebenher hatte ich ja noch meinen eigenen Betrieb zu führen, in dem ich dann i.d.R. abends bis spät nachts gearbeitet habe.
Welche weiteren Karrierepläne verfolgst du?
In Kürze wird mir die Prokura übertragen und es ist bereits vereinbart, dass ich 2024 die stellvertretende Geschäftsführung übernehmen werde.
Ich mache außerdem noch ein Studium an der FOM (Hochschulzentrum Frankfurt am Main). Das ermöglicht es mir, Vollzeit zu arbeiten. Glücklicherweise habe ich bei meinem Arbeitgeber aushandeln können, dass er das bezahlt. Zum Glück, denn die Kosten eines solchen Studiengangs liegen bei über 15.000 Euro. Ich bin in der FOM im 5. Semester des Bachelor-Studiums für IT-Management eingestiegen. Es wurden mir alle MWS-Module angerechnet, die äquivalent zum Studium dort sind. Ich habe noch 3 Semester vor mir. Man lernt mit den Skripten und es gibt keine Präsenzpflicht, mündliche Mitarbeit zählt nicht und es gibt keine kontinuierlichen Klausuren. Daher ist das Studium nicht so zeitintensiv. Es macht für mich aber Sinn, denn ich plane danach meinen Master in IT-Management und deshalb erschien es mir sinnvoll, das nachzuholen, was ich noch nicht an der MWS hatte, was aber relevant für den späteren Master ist.
Welche Zusatzangebote hast du während der Weiterbildung genutzt?
Ich habe den Ausbilder-Schein gemacht. Ob der zielführend war, weiß ich nicht, denn ich habe ihn noch nicht eingesetzt. Was ich aber sagen kann ist, dass die Firmen interessiert sind, wenn man den Schein hat. Persönlich hat er mir geholfen, zu lernen, wie man Dinge plant und vermittelt.
Was würdest du gerne noch loswerden – ggf. als Tipp für Studienanfänger?
Ganz am Anfang müsst ihr euch vor Augen führen, dass das keine schnelle Nummer ist. Ihr müsst schließlich zwei Jahre die Leistung aufrecht erhalten und dafür braucht ihr Motivation. Ihr müsst euch auf Unterrichtsthemen freuen und dafür begeistern können. In der Zeit, in der ihr im Unterricht sitzt, solltet ihr euch konzentrieren, mitmachen, am Ball bleiben. Auch wenn es mal keinen Spaß macht, denn es könnte später doch mal relevant werden. Schließlich könnt ihr mit dem Abschluss sehr generalistisch eingesetzt werden. Und im Anschluss: Genießt den Abschluss und nutzt die Chance der Bewerbung! Nehmt nicht das Nächstbeste, sondern schaut, wie groß eure Range ist. Seht eure Stärken: die Akademiker haben zu Beginn keine Berufserfahrung. Da könnt ihr im Vergleich glänzen. Ihr könnt ja bereits auf berufliche Leistungen zurückblicken. Das gibt Selbstsicherheit und die hilft, beflügelt und lässt euch zielstrebig, den Fokus auf bestimmte Themen legen. Aber ihr müsst eure Stärken auch ausspielen gegenüber Menschen die sich in der Persönlichkeit noch nicht entwickelt haben. Das bietet sich besonders im Bewerbungsgespräch an.