Max-Weber-Schule Gießen
Der Fachangestellte für Arbeitsförderung erlangte in drei Jahren Teilzeitunterricht an der Max-Weber-Schule den „staatlich geprüften Betriebswirt“. Bereits vor Ende der Weiterbildung hatte er innerhalb seiner Behörde den nächsten Karriereschritt zum Teamleiter vollzogen.
Was waren damals deine Ziele für die Weiterbildung?
Meine Ausbildung hatte ich zwar geschafft, aber mir nicht richtig Mühe dafür gegeben. Ich wusste hinterher, dass ich es hätte besser schaffen können. Das wollte ich dann auch allen beweisen, wollte zeigen, dass in mir mehr steckt. Dafür wollte ich mich weiterbilden, denn in Deutschland ist es ja leider so, dass es nicht reicht, wenn du in deinem Job einfach super gut bist. Du brauchst ein Papier, das dir bestimmte Qualifikationen bescheinigt. Man schaut gar nicht auf das, was du schon geleistet hast. Das ist wirklich bedauerlich, aber so ist es eben. Um so ein „Papier“ zu erlangen, konnte ich nicht an Uni oder FH, weil ich nur einen Realschulabschluss hatte. Daher war die Weiterbildung das Richtige für mich. Da konnte ich die Fachhochschulreife nachholen, aber einen Abschluss auf Bachelor-Niveau erlangen, der meine Qualifikation durch ein Papier belegt.
Während der Weiterbildung hat sich dann meine Motivation, etwas erreichen zu wollen, noch verstärkt. Die Klassengemeinschaft hat dazu sehr beigetragen. Zum einen, weil man sich gegenseitig mitzieht, zum anderen aber auch, weil ich da Menschen hatte, mit denen ich mich in sportlichem Sinne messen konnte. So eine sportliche Konkurrenzsituation tut mir gut und die habe ich im Fernstudium nicht. Daher sehe ich dies auch als großen Bonus dieser Weiterbildung.
Inwieweit hast du die Ziele erreicht?
Meine Ziele wurden erreicht und zwar Schlag auf Schlag. Ich hatte es ja schon kurz nach dem Zwischenzeugnis in eine Führungsposition in meiner Behörde geschafft. Die Stelle hatte ich quasi als „Vorschuss“ auf den Abschluss bekommen. Dann musste ich natürlich alles gleichzeitig bewältigen: Die Anforderungen in der Schule stiegen, je näher die Abschlussprüfung rückte und die Einarbeitung in diese neue, verantwortungsvolle Aufgabe bedeutete auch großen Aufwand. Ich war schließlich plötzlich für 15-20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuständig. Aber dann war beides irgendwann geschafft. Allerdings habe ich mich bereits während der Weiterbildung gefragt, ob der schnurrgerade Weg, eine Karriere in meiner Behörde zu machen, der ist, den ich bis zum Ende meiner Dienstzeit verfolgen möchte. Nicht, dass das falsch rüber kommt – ich weiß, was ich daran habe und würde diese Sicherheit auch nicht aufgeben, aber es gibt ja durchaus im öffentlichen Bereich noch andere interessante Aufgaben und ich überlegte damals schon, ob es sich nicht doch lohnt, einmal rechts und links zu schauen. Und irgendwann muss man dann tatsächlich darüber auch eine Entscheidung treffen, weil es sonst zu spät zum Wechseln ist. Und als jetzt intern die Bereichsleitung zur Debatte stand, habe ich mich bewusst dagegen entschieden, mich zu bewerben, sondern mich neu sortiert.
Was hat dir die Weiterbildung – auch durchaus unabhängig von en Zielen – noch gebracht?
Es ist eine tolle Klassengemeinschaft entstanden. Wir treffen uns mit einigen noch immer jedes Jahr, um uns auszutauschen. Außerdem wurde der Spaß am Lernen neu erweckt, der vorher geruht hatte. Mir ist dadurch auch bewusst geworden, was man bei richtiger Motivation alles leisten kann, vor allem wenn man auch noch die Zusatzangebote an der Max-Weber-Schule wahrnimmt. Zudem ist ein Netzwerk entstanden, das vor allem für diejenigen aus der freien Wirtschaft sehr wertvoll ist. Aber dieses Netzwerk hat zwei ehemalige Kommilitoninnen auch in meine Behörde geführt. Generell kann man sagen, dass eigentlich der Großteil mittlerweile die Stelle und/oder den Arbeitgeber gewechselt haben und ich würde behaupten, dass die Weiterbildung jedem was gebracht hat.
Kannst du die Weiterbildung empfehlen?
Ja, wo sonst bekommt man für fast nix neben dem Beruf die Möglichkeit, nebenberuflich einen Abschluss auf dem Niveau DQR 6 und die Fachhochschulreife nachzuholen! Die Weiterbildung bringt aber auch denen was, die sie nicht abschließen. Man lernt Antworten auf Fragen wie: Was kann ich leisten? Welche Motivation habe ich? Liegt mir das? Wie manage ich mich und meine Familie? Was kann ich ansonsten machen? Wie organisiere ich mich selbst?
Menschen, bei denen Schule und Ausbildung schon etwas länger her sind, denen kann ich die Weiterbildung besonders empfehlen. Mir ging es so und ich wusste gar nicht mehr, wie gut ich im Lernen bin. Diese verschulte Form des Studiums hilft, da wieder reinzukommen. Man hat einfach feste Zeiten und kann dann Schritt für Schritt Selbstmanagement lernen.
Für wie wichtig schätzt du die Schwerpunktwahl und die Zusatzangebote ein?
Ich fand die Schwerpunktwahl damals sehr wichtig. Es sollte einer sein, mit dem ich mich identifizieren kann, der aber auch zu meiner beruflichen Situation passt.
Von den Zusatzangeboten habe ich neben der Fachhochschulreife noch den Ausbilderschein wahrgenommen. Sprachzertifikate und Austausch waren für mich nicht interessant, da ich dies für meine Tätigkeit nicht benötige.
Wie fordernd waren diese 3 Jahre für dich?
Also zunächst mal muss ich sagen, dass es ja auch Spaß macht, schon allein durch den Unterricht im Klassenraum und die Klassengemeinschaft. Man macht das zusammen und hat ja auch Studienfahrten. Nichtsdestotrotz ist es eine harte Zeit und wenn man ehrlich ist, sind die Dienstage und Donnerstage nicht mehr zu gebrauchen für Privates. Tagsüber geht man arbeiten, dann direkt in die Schule und bis man heimkommt, ist man echt erschöpft und kann nichts mehr großartig reißen. Es ist auch anstrengend, sich an einem Tag von der Arbeit auf die Schule umzustellen. Und diese Zeit zehrt auch an privaten Kontakten und beschneidet die Zeit für Hobby und Freizeit. Nach dem Abschluss mussten meine Frau und ich uns dann auch neu sortieren und es musste neu geklärt werden, wer für welche Haushaltstätigkeiten zuständig sein soll. Die Aufteilung war in diesen drei Jahren Weiterbildung einfach eine andere gewesen. Außerdem sind die Sonntage extrem wertvoll, weil sie die einzigen freien Tage sind und die möchte man dann auch eigentlich nur für Familie oder für das Lernen nutzen. Nach dem Abschluss hat man seltsamerweise aber auch nicht das Gefühl, dass man plötzlich viel Zeit hat….
Ich übe meine jetzige Position jetzt 4 Jahre aus und denke, dass man nach dieser Zeit durchaus mal darüber nachdenken darf, wo man weiter hin möchte. Ich habe die Lage jetzt sondiert und für mich beschlossen, meine Fachhochschulreife zu nutzen und ein Fernstudium der Sozialinformatik anzufangen. Dies ist ein komplett neues Feld, so dass ich noch mal mit einem Bachelor starte. Parallel werde ich die Augen offen halten, ob sich die Möglichkeit ergibt, dieses Studium mit einem Job als Digitalisierungsbeauftragter in meiner Behörde zu flankieren. Schön ist, dass mein Arbeitgeber mich unterstützt, indem ich 4 Wochenarbeitsstunden reduzieren darf – und dadurch, dass ich demnächst in die nächste Gehaltsstufe rutsche, bleibt mein Einkommen dann trotz der Reduktion gleich. Erst durch die Weiterbildung an der Max-Weber-Schule habe ich gelernt, dass man solche Dinge aushandeln, abklären und arrangieren kann. Ich habe diesen Studiengang bewusst gewählt, weil IT-Themen mich interessieren und ich denke, dass es gerade im öffentlichen Dienst Optimierungsbedarf in dieser Hinsicht gibt. Oftmals habe ich mich schon geärgert, dass Dinge mit der entsprechenden Technik besser laufen könnten, mir dann aber überlegt, dass mich dieser Ärger nicht weiterbringt. Er bringt niemandem etwas. Aber ich kann dies ja produktiv nutzen und nach meinem Studium einen eigenen Beitrag zur Verbesserung leisten. Vielleicht setze ich auch noch einen Master of Digital Business drauf…
Was würdest du gerne noch loswerden – ggf. als Tipp für Studienanfänger?
Was ich sagen kann ist, dass man nicht mit der Einstellung ran gehen darf, dass man das ja „irgendwie mal mitnehmen kann“. Das funktioniert nicht, denn ohne Einsatz und Motivation wird die Weiterbildung nicht zum Erfolg führen.