Max-Weber-Schule Gießen

Erfahrungsbericht Fachschulstudium

Vom IT-Systemkaufmann zum Fachlehrer

 

 

 

Für den gelernten IT-Systemkaufmann war die Fachschule der Max-Weber-Schule Gießen das Sprungbrett in den Lehrerberuf

Was waren damals deine Ziele für die Weiterbildung?

Meine ursprüngliche Intention war, dass ich mich weiterbilden wollte, um in meinem damaligen Beruf als Key-Account-Manager weiter zu kommen und auf der Karriereleiter innerbetrieblich nach oben zu klettern. Jedoch kam dann alles ganz anders…

Zu meinen damaligen Tätigkeiten gehörte unter anderem, die Auszubildenden unseres Unternehmens im Rahmen ihrer Berufsausbildung phasenweise zu betreuen. Die Unterstützung der Auszubildenden in betrieblichen und schulischen Fragen machte mir sehr viel Spaß. Aus diesem Gedanken heraus wuchs die Idee, Lehrer zu werden. Nach einiger Zeit der gedanklichen Reife habe ich mich dann dazu entschlossen, die MWS zu besuchen, um dadurch in den Lehrberuf zu kommen. Die innerbetriebliche Karriere wurde damit zur Notlösung in meiner Karriereplanung.

Ich habe nach dem Betriebswirtschafts-Studium an der MWS eine zweijährige nebenberufliche pädagogische Zusatzausbildung gemacht, die Voraussetzung für eine Tätigkeit als Fachlehrer an beruflichen Schulen ist. Theoretisch kann man anschließend das Referendariat beginnen, vorausgesetzt man findet eine Ausbildungsschule, die einem einen Anstellungsvertrag für das Referendariat und eine anschließende, unbefristete Festanstellung anbietet. So reibungslos lief es bei mir aber nicht. Ich bekam zunächst nur eine einjährig befristete Stelle an einer Schule angeboten. Nach reiflicher Überlegung kündigte ich dennoch meinen unbefristeten Job (zwischenzeitlich war ich Produktmanager und Projektleiter mit eigenem Verantwortungsbereich) weil ich die Hoffnung hatte, durch diese Chance einen Fuß in die Tür des Schuldienstes zu bekommen, ins Referendariat gehen zu können und eine unbefristete Vollzeit-Stelle als Fachlehrer zu ergattern, um meinen Traum letztlich zu verwirklichen. Meine Entscheidung musste wohl überlegt sein, da ich gerade Vater geworden war und nun nicht mehr nur die Verantwortung für mich alleine trug, sondern für meine kleine, junge Familie. Rückblickend betrachtet war diese Entscheidung die beste meines beruflichen Werdegangs. Ich habe nach dem ersten Jahr eine sogenannte Planstelle bekommen und konnte mein Referendariat in Wiesbaden beginnen. Nach weiteren 20 Monaten legte ich mein Examen ab und bin seitdem als verbeamtete Lehrkraft in einer Schule tätig. Seit den ersten Tag im Schuldienst bin ich mit viel Freude, Engagement und Empathie Lehrer und kann mein Wissen aus dem Studium an der MWS und meinen gesammelten beruflichen Erfahrungen den Schülerinnen und Schülern täglich weitergeben.

Was hat dir die Weiterbildung – unabhängig von den ursprünglichen Zielen – gebracht?

Durchhaltevermögen! Der Kreis derer, die die Weiterbildung anfingen, war deutlich größer, als der Kreis der Absolventen. Ein schöner Nebeneffekt war jedoch, dass die Absolventen-Gruppen umso intensiver zueinander gefunden haben und sich hieraus tolle Lerngruppen und Freundschaften entwickelt haben, die bis heute bestehen.

Die vielen netten Kontakte, die ich knüpfen konnte, wären ohne die MWS nie zustande gekommen. Wir treffen uns heute noch immer regelmäßig. Es ist total interessant zu sehen, was aus allen geworden ist. Viele sind in ihren Betrieben geblieben und haben intern Karriere gemacht – und das, obwohl sie damals ursprünglich vorhatten, den Arbeitgeber zu wechseln. Die Karrieren sind ganz unterschiedlich verlaufen – da ist wirklich alles dabei. Viele sind Abteilungsleiter geworden, einige sind im öffentlichen Dienst gelandet und es wurden sogar einige Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer.

Außerdem habe ich durch die Weiterbildung einen Perspektivwechsel vollziehen können und eine Art „Metablick“ auf die betriebs- und volkswirtschaftlichen Inhalte bekommen. Auch die Ausbildung im Bereich Recht gibt einem nicht nur in privaten Angelegenheiten Rechtssicherheit, sondern auch im Umgang mit Geschäftspartnern ist man stets gut gewappnet.

Kannst du die Weiterbildung empfehlen?

Ja, ich kann sie auf jeden Fall empfehlen. Besonders jenen, die meinen, dass sie beruflich auf der Stelle treten und nach einer Veränderung suchen. Aber nicht nur aus beruflichen Gründen, sondern weil man sich durch sie auch persönlich weiterentwickeln kann. Diese Weiterbildung erweitert den Horizont eines jeden, der sie macht. Sie lohnt sich schon allein, um gewisse Zusammenhänge, bspw. volkswirtschaftlicher Art, besser zu verstehen und vernetzte Zusammenhänge nachvollziehen zu können Dies ist in einer globalisierten (Handels-) Welt in den diversen kaufmännischen Bereichen unerlässlich.

Neben den berufstätigen Studierenden sehe ich in der Ausbildung eine Chance für Arbeitssuchende bzw. Langzeitarbeitslose eine Möglichkeit zurück ins Arbeitsleben zu finden. Darüber hinaus bietet sich die Möglichkeit für Mütter und Väter, nach ihrer Elternzeit die Rückkehr ins Arbeitsleben durch das Studium zu erleichtern. Ein möglicher anschließender beruflicher Aufstieg kommt wiederum einer jungen Familie sowohl zeitlich als auch finanziell entgegen.

Wie fordernd waren diese 3 Jahre für dich?

Im Laufe der drei Jahre gibt es hin und wieder einmal kurze Phasen, wo es schwerer fällt nach einem 8stündigen Arbeitstag den Weg in die MWS zu finden. Gerade dann, wenn besondere berufliche Ereignisse wie z. B. eine Messe bevorstehen oder Schnee- und Eisglätte die Anfahrt erschweren. Aber genau an diesen Tagen hilft eine gute Gemeinschaft zwischen den Teilnehmern und ein hohes Maß an Selbstdisziplin, die einen dazu bringt, den Weg trotzdem anzutreten. Wenn man das Ziel klar vor Augen hat und es wirklich erreichen will, dann überwindet man sich und man schafft das auch. Man sollte sich vorher im Klaren darüber sein, dass man den Zeitfaktor dieser Weiterbildung nicht außer Acht lassen darf.

Welche weiteren Karrierepläne verfolgst du?

Ich habe ggf. noch geplant, einen Masterabschluss zu machen, um es vom Fachlehrer zum Studienrat zu schaffen. Dies würde jedoch bedeuten, dass ich noch einmal ins Referendariat gehen müsste. Ob ich diesen Weg auch noch gehe, wird die Zeit zeigen…

Welche Zusatzangebote hast du während der Weiterbildung genutzt?

Keine, denn ich wollte mich auf das Wesentliche konzentrieren und da alle Kraft hineinstecken: den Abschluss. Was ich aber mit Begeisterung besucht habe, waren die Vorträge von externen Praxisexperten. Ich erinnere mich beispielsweise noch sehr gut an den Vortrag: „Die Bedeutung von Megatrends in mittelständischem Pharmaunternehmen“.

Was würdest du gerne noch loswerden – ggf. als Tipp für Studienanfänger?

Durchhalten, durchhalten, durchhalten.

Es wird zwischendurch immer Phasen geben, in denen man sich sagt: „Heute habe ich einfach überhaupt keine Lust!“ Aber man wächst daran, dann doch für diese Stunden in die Schule zu fahren. Das man sich in diesen Phasen immer wieder aufrafft, ist letztlich genau die Voraussetzung für das Erreichen des selbst gesteckten Ziels. Wenn man erst einmal anfängt, diesem inneren Schweinehund nachzugeben, dann reißt es nach und nach ein. Dann werden aus einem Tag sukzessive immer mehr und man verliert schnell den Anschluss. Man muss den Abschluss eben wirklich wollen. Die Abbrecher bei uns standen nicht zu 100 % hinter ihrer eigenen Entscheidung. „Ich mach das mal“ reicht leider nicht aus, um die drei Jahre durchzuhalten.

Einen kleinen Tipp für all diejenigen, die die Absicht haben, die Fachschule zu absolvieren: Es haben schon ganz viele Absolventen vor euch geschafft und ihr schafft das bestimmt auch, wenn ihr es wirklich wollt!

An dieser Stelle aber auch noch mal ein ganz großes Lob an alle Lehrkräfte, die die Fachschule begleitet haben. Was sie, neben dem alltäglichen Schuldienst, geleistet haben, ist aller Ehren wert. Wir wurden stets bestens fachlich betreut und hatten viele schöne gemeinsame Stunden.

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